Freitag, 21. Oktober 2011

Drinnen so trüb wie draußen...

Im Moment steht mir gar nicht der Kopf zum Seifeln, Basteln oder irgendwas.
In mir drinn dreht sich das Gedankenkarrusell. Ich komm gar nicht zur Ruhe, die Sorgen kreisen und lassen mich nicht los.

Anna, mein kleiner Sonnenschein macht mir schon lange Probleme in der Schule. Wir üben und tun und trotzdem bringt sie eine schlechte Note nach der anderen nach Hause. Nachdem sie die zweite Klasse mit meinem Einverständnis wiederholt hat, hat sie das dritte Schuljahr mit Mühe und Not geschafft.

Wir haben sie auf ADS testen lassen, kein Befund. Aber sie hat Konzentrationsprobleme, das ist bestimmt das ganze Übel! Nachdem ich jetzt Wochen gebraucht habe, bekommt sie endlich ein Marburger Konzentrationstraining. Nun sagte die Therapeutin nach dem ersten (intensiven) Elterngespräch, sie würde eine Wahrnehmungsstörung vermuten. Das wisse sie natürlich nicht sicher, sie muss Anna erstmal ein paar Stunden sehen...Aber sie vermute es.
Im Grunde bin ich jetzt froh, das die Sache endlich einen Namen bekommt. Aber, ich frage mich ob ich jetzt wieder umsonst hoffe oder ob es wirklich hilft???
Uns läuft auch die Zeit davon, die Lehrerin hat immer mal wieder auch das Thema Sonderschule erwähnt. Noch nicht konkret...aber ich sehs schon kommen.
Ich renn mir seit Jahren die Nase blutig, keiner glaubt mir, das das Kind Hilfe braucht und jetzt wo Hilfe kommt ist es vielleicht zu spät.
Ein halbes Jahr, dann sieht man Erfolge sagt die Therapeutin, aber bald wird schon über die weiterführende Schule entschieden. Hinzu kommt, der Kinderarzt sagt er könne nur einmal 10 Stunden verordnen. Und dann? In 10 Stunden kann man keine Wunder vollbringen.
Seit Jahren muss ich mir von den Lehrern anhören, ich müsse mit dem Kind mal üben. Oder sie müsse draußen spielen, oder,oder....
Ganz toll, das Kind übt. Aber sie muss ja auch mal raus und spielen. Und das tut sie auch. Draußen! Nicht am PC oder Fernsehen.

Und ich? Ich schaff das glaub ich bald alles nicht mehr. Ich will ja auch nicht das Anna sieht wie sehr mich das alles belastet. Aber es geht um ihre Zukunft!
Und ich klapp bald zusammen und bin dem Kind dann überhaupt keine Hilfe mehr.
Man weiß ja auch nicht welche Rechte man hat. Kann ich das Sonderschulverfahren aufhalten, wenn es soweit kommen sollte? Sollte es jetzt wirklich so weit kommen, weil niemand früher geholfen hat? Ich hab geredet und geredet, umsonst.

So, so sieht es aus! Und ich kämpfe ganz allein gegen Windmühlen!

Ich schick trotzdem liebe Grüße
Anju

6 Kommentare:

  1. Liebe Anju
    Kämpf nicht gegen die Windmühlen, sondern lass Dich vom Wind treiben. Ich weiss von was ich spreche, weil in unserer Familie auch ein Kind war (heute erwachsen), das in der "normalen" Schule nicht mehr mit kam und sehr darunter gelitten hat. Ich weiss ja nicht wie die Sonderschulen bei Euch sind, aber ich denke, dass sie gut sind. Vielleicht geht es dort Deiner Anna besser, weil sie endlich verstanden wird und so lernen kann, wie es für sie gut ist. Verzweifle nicht, es kommt wie es muss, und zwar gut!!! Ich drücke Dich ganz doll!

    Liebe Grüsse, Sandra

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  2. Liebe Anju,
    Bitte verzweifle nicht, es gibt sicher Hilfe.
    Auch mein Jüngster hatte Probleme, Lese-Rechtschreibschwäche, Konzentrationsprobleme, usw. Bei einem Psychiater haben wir dann Spiele gelernt, die seine Schwächen etwas "ausgebügelt" haben, immerhin kam er halbwegs durch die Schulzeit. Die ganze Familie hat damals übrigens bei diesen spielerischen Übungen mitgemacht. Heute hat er einen Beruf, den er liebt und in dem er gut ist. Vielleicht kann Dir die Therapeutin auch erklären, wie Du Deine Tochter fördern kannst.
    Ich schicke Dir ganz viel Kraft
    Lg
    Brigitte

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  3. Liebe Anju,
    es gibt mehr als nur einen Weg durchs Schulleben in eine glückliche Erwachsenenwelt.
    Und wenn sich herausstellen sollte, dass Dein Mädel einfach mit den üblichen Methoden in einer Schule zurechtkommt, warum sollt Ihr sie dann damit stressen und ihr den letzten Mut und die letzte Freude am Lernen vermiesen?

    Ich kenne einen jungen Mann, der überdurchschnittlich intelligent ist und alles Mögliche leicht lernt und behält, nur in Mathe war er unterdurchschnittlich bis leicht gehandicapt. Mittlerweile tippe ich auf eine leichte Form der Dyskalkulie.

    Seine Eltern haben aber wegen seiner allgemeinen Intelligenz unbedingt das Gymnasium für ihn durchgesetzt. Er hat die 9. und die 12. zweimal wiederholt und ist dann mit Fachhochschulreife abgegangen. Heute arbeitet er beim Burgerbrater, trotz einer sehr guten kaufmännischen Ausbildung.

    Alle Versuche, ihn zu ermutigen, doch noch eine Umschulung zu machen, lässt er abprallen. Ihm haben die Jahre sinnloser Frustration in der Regelschule dermaßen zugesetzt, dass er bis heute lieber einen Job macht, für den er überqualifiziert ist und von dem er nicht leben kann, als den Mut zu finden, nochmal neu zu beginnen.

    Ich denke häufig daran, was aus ihm hätte werden können, wenn man sein Lernproblem rechtzeitig erkannt und richtig behandelt hätte. Er hätte studieren können, statt frustriert Burger zum Mindestlohn zu braten.

    Und mein Mann hat sich als Kind nicht auf dem Gymnasium halten können, hat stattdessen mittlere Reife gemacht, Lehre, Bund, Technikerausbildung, Fachhochschulreife nachgeholt, FH-Studium und ist nun Dipl. Ingenieur.
    Alles auf dem zweiten, eigentlich härteren Bildungsweg für Spätstarter - aber für ihn war es der bessere Weg.

    Lass Deiner Tochter ihren Weg. Und wenn der über eine Förderschule zum Ziel führt, dann ist es besser, sie geht dorthin und ist glücklich, als wenn sie auf einer wohlklingenderen Schulform völlig frustriert irgendwann aufgibt.

    Ich schick Dir mal ein virtuelles Kraftpaket rüber, Du Gute.

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  4. Liebe Anju,
    quäle dich und dein Kind nicht länger mit einer Schulform, die euch beide heillos überfordert. Auch die Sonderschule ist keine Einbahnstraße und vor allem erhält deine Tochter dort eine individuelle Förderung, die auf ihre Möglichkeiten abgestimmt ist. Ich finde es so schrecklich, wenn Kinder schon in diesem Alter die Erfahrung machen müssen, trotz Pauken immer hinten dran zu hängen. Da bleibt die Lust am Lernen schnell aus und Frust entsteht.
    Ich wünsche dir die Kraft, die richtige Entscheidung zu treffen zum Wohle deiner Tochter.
    Liebe Grüsse von Christina

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  5. Habt Ihr schon mal über Waldorfschule oder Parzivalschule nachgedacht?
    Liebe Grüße
    Andrea

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  6. Hallo Andrea,
    ja haben wir. Aber wir wohnen offensichtlich am Ende der welt...Der Schulweg wäre nicht zu bewältigen.
    Trotzdem Danke.

    LG Anju

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